Lateralität
- Marr, I.; Farmer, K.; Krueger, K. (2018) Evidence for Right-Sided Horses Being More Optimistic than Left-Sided Horses; Animals 8 219
- Farmer, K.; Krüger, K.; Byrne, R.W.; Marr, I. (2018) Sensory laterality in affiliative interactions in domestic horses and ponies (Equus caballus); Anim. Cogn. 21 631-637
- Krueger, K; Farmer, K. (2011) Laterality in the Horse [Lateralität beim Pferd ]; mup 4 160-167
- Krueger K., Farmer K., Byrne R. (2011) The use of sensory laterality for indicating emotional and cognitive reactions on environmental stimuli in animals [Die sensorische Lateralität als Indikator für emotionale und kognitive Reaktionen auf Umweltreize beim Tier].; in: Current research in applied ethology [Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 13-23
- Farmer, K.; Krueger, K.; Byrne, R. (2010) Visual laterality in the domestic horse (Equus caballus) interacting with humans; Anim. Cogn. 13 229-238
Sensorische Lateralität
Sensorische Lateralität Pferde sind einseitig, denn sie bevorzugen eine bestimmte Nüster, ein Ohr oder Auge für die Aufnahme von Sinnesreizen. Die aktuelle Lateralitätsforschung schreibt diese sensorische Lateralität der Verarbeitung von Informationen in unterschiedlichen Gehirnhälften zu. Für die Betrachtung von Objekten und Menschen bevorzugen die meisten Pferde das linke Auge, welches sich bei unbekannten Personen und in emotionalen Situationen verstärkt. In diesem Zusammenhang bietet die visuelle Lateralität des Pferdes eine gute Möglichkeit emotionale und kognitive Reaktionen des Pferdes im Training und im Kontakt mit Personen zu analysieren. Eine starke Präferenz für das linke Auge kann signalisieren ein Pferd bevorzuge ein bestimmtes Auge um entweder emotionale oder rationale Entscheidungen zu treffen. Besonders starke Lateralität kann darauf hinweisen ein Pferd fühle sich einer Lernaufgabe nicht gewachsen oder durch die Lernsituation stark emotional angesprochen.
Visuelle Lateralität domestizierter Pferde (Equus caballus) in der Interaktion mit dem Menschen
Diese Studie beschäftigte sich erstmals mit dem Seitenvorzug der Pferde bei der Annäherung an Menschen. Pferde konnten sich an eine bekannte oder unbekannte Person hinter einem Futterstand entweder von links oder von recht annähern. Zudem untersuchten wir die Seite von der Pferde im Bodentraining auf ihren Trainer zugehen. Es wurde beidseitig und traditionell von von links trainierte Pferde eingesetzt. In allen Situationen zeigten die Pferde einen Vorzug für das linke Auge. Der Links-Vorzug war stärker bei unbekannten Versuchsperson, in interaktiven Situationen (im Training), und bei einseitig trainierten Pferden.
Sensorische Lateralität bei freundlichen Interaktionen der Pferde (Equus caballus)
Viele Studien beschäftigten sich in der Vergangenheit mit der motorischen und sensorischen Lateralität von Pferden in aggressiven Auseinandersetzungen. In dieser Studie wurde die sensorische Lateralität von Pferden und Ponys in freundlichen (affiliativen) Interaktionen untersucht. Die Pferde und Ponys wurden in stabilen Gruppen in einem Aktivstall in der Nähe von Wien gehalten. Es gelang uns zu zeigen, dass Pferde auch in freundlichen Interaktionen dazu neigen sich von links zueinander anzunähern. Das Geschlecht, der soziale Rang, das Alter, die Größe der Pferde und ihre soziale Persönlichkeit sowie ihre Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe beeinflussten die Neigung zu einer linksseitigen Annäherung nicht. Die linksseitige Annäherung wird bedingt durch die Spezialisierung der rechten Gehirn Hemisphären der Pferde für die Verarbeitung von sozialen Informationen. Bei einer Annährung von links werden Informationen die mit den linken Sinnesorganen aufgenommen werden bevorzugt in der rechten Gehirnhemisphäre verarbeitet. Diese Spezialisierung der rechten Hemisphäre für die Verarbeitung von sozialer Information scheint nicht das Produkt der Verarbeitung negative Informationen zu sein, wie es hinlänglich dargestellt wurde, sondern viel mehr durch den Bedarf bedingt zu sein schnell auf soziale Informationen reagieren zu können.
Rechtshändige Pferde scheinen optimistischer zu sein als linkshändige Pferde
Das Nichtvorhandensein von physiologischen Stressindikatoren oder veränderten Verhaltensweisen kann nicht unbedingt auf einen gesunden Geisteszustand von Pferden schließen lassen. Daher kann es hilfreich sein für die Beurteilung eines Individuums seine Einschätzung eines neutralen Reizes als positiv oder negativ (cognitive bias) zu berücksichtigen, um das Wohlbefinden der Tiere bewerten zu können. Die Einschätzung eines Objektes als positiv wird als Optimismus bezeichnet, die negative Einschätzung als Pessimismus. So kann beispielsweise das Verbessern der Haltungsformen eine positive ‚Cognitive Bias‘, den Optimismus, verstärken. Die Emotionalität, hier gemessen in Annäherung an ein Objekt versus Meiden eines Objektes, ist eng mit der Gehirnasymmetrie verbunden. Die Prädisposition zur Verarbeitung von Informationen entweder in der linken oder rechten Gehirnhemisphäre spiegelt sich in der motorischen Lateralität und durch den bevorzugten Gebrauch von links- oder rechtsseitigen Sinnesorganen wieder. Konsequenterweise wäre es daher aufschlussreich, die motorische oder sensorische Lateralität zu beurteilen, um Rückschlüsse auf Pessimisten und Optimisten zu ziehen.
Hierzu wurde getestet, ob der ‚Cognitive Bias‘ in Zusammenhang mit der motorischen Lateralität steht. Die Pferde (n=17; Alter: Median=13, min=3, max=26 Jahre, alle Geschlechter und gemischte Rassen) wurden darauf trainiert zwischen unterschiedlichen Positionen einer Box (links und rechts) zu differenzieren. Die eine Position war „positiv" (unverschlossene Box mit Futterbelohnung) und die andere war „negativ" (verschlossene Box mit Futterbelohnung). Die positive Position war entweder links (n=8) oder rechts (n=9). Die Pferde wurden an einer Startlinie losgelassen und konnten sich frei zu der Box hinbewegen. Nachdem alle Pferde erfolgreich zwischen der jeweiligen positiven und negativen Position unterscheiden konnten (die Dauer um die positive Box zu erreichen war signifikant kürzer als bei der negativen Box, Wilcoxon test, alle p < 0,05), wurde die Box in die Mitte, also auf eine neutrale Position, gestellt. Die Zeit um die Box innerhalb von 60 Sekunden zu erreichen wurde gemessen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass Pferde, die bevorzugt das rechte Vorderbein beim Loslaufen aus einer stehenden Position benutzten, die neutrale Box in einer kürzeren Zeit erreichten (generalized linear model (GLM) with random effects: t=-3,7, p<0,01). Jedoch konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Zeit bis zum Erreichen der Box und dem beim Fressen aus der Versuchsbox nach vorne gestellten Vorderbein (GLM with random effects: t=-0,8, p=0,42) oder während des Grasens/Heu Fressens nach vorne gestellten Vorderbeins (GLM with random effects: t=0,4, p=0,71) festgestellt werden. Es gab keinen signifikanten Zusammenhang mit der sensorischen Lateralität (GLM with random effects: t=0,6, p=0,54). Zusammenfassend kann daher gesagt werden, dass Pferde, die einen Vorzug für das rechte Vorderbein beim Loslaufen verwenden weisen eine positive Persönlichkeit (Optimismus) auf. Pferde, die bevorzugt das linke Vorderbein beim Loslaufen benutzen zeigen hingegen eine negativere Persönlichkeit (Pessimismus).